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Interview
Montag, 19.02.2024 19:02 Uhr | Johanna Herzog

Hirschberger: Fans geben super Gefühl auf dem Platz

Neuzugang Nicolas Hirschberg entschloss sich im Winter, Fortuna Düsseldorf II zu verlassen und sich dem Team von Dietmar Hirsch anzuschließen. Der 24-Jährige hat in der Jugend seine fußballerische Ausbildung in den Leistungszentren von Schalke, Essen und Bochum genossen. Neben dem Platz ist “Hirschi” ehrgeizig und vereint Fußball und Studium souverän. Wir haben uns mit Nicolas zum Interview getroffen und über seine bisherige Karriere gesprochen.

AM BALL: Zu Beginn der Saison bist du noch für die Zweitvertretung von Fortuna Düsseldorf aufgelaufen. Warum hast du dich im Winter für den Wechsel nach Bocholt entschieden? 

Nicolas Hirschberger: "Ich hatte bereits im Sommer Kontakt mit dem 1. FC Bocholt, habe mich aber letztendlich dazu entschieden, meinen Vertrag mit Düsseldorf um ein weiteres Jahr zu verlängern. Anfangs hat auch alles gepasst in Düsseldorf, gegen Ende der Hinrunde dann nicht mehr. Nach Gesprächen mit den Verantwortlichen bei Düsseldorf habe ich mich dann wieder an die Situation im Sommer erinnert, dass ich mit Bocholt in Kontakt war. Schließlich haben mein Berater und ich mit Christopher Schorch und dem Trainer gesprochen. Durch die Gespräche habe ich nochmal Eindrücke von hinter den Kulissen in Bocholt bekommen. Im Hinspiel gegen Bocholt habe ich selber nicht gespielt, aber von außen mitbekommen, wie das Team als Einheit aufgetreten ist und wie abgeklärt sie im Spiel waren. Das hat mir imponiert. In den Gesprächen hat sich das alles nochmal bestätigt und das Projekt 1. FC Bocholt hat mir zugesagt, sodass ich schlussendlich meinen Vertrag im Winter hier unterzeichnet habe."

AM BALL: Nach der Vorbereitung durftest du im ersten Pflichtspiel direkt dein Debüt in der Startelf feiern. Was ist das für ein Gefühl, direkt so ein Vertrauen zu bekommen?

"Das ist natürlich cool. Die Mannschaft hat dem Trainer meiner Meinung nach keinen Grund gegeben, etwas an der bestehenden Startelf zu ändern. Daher ist das eher etwas Besonderes, dass ich mich dann durch die Vorbereitung dafür qualifiziert habe. Dann noch direkt in einem Heimspiel vor so vielen Fans, das bin ich aus Düsseldorf gar nicht gewohnt. Es ist aber ein super Gefühl die Fans im Rücken zu haben, die peitschen einen nochmal nach vorne, auch gerade wenn es dann mal nicht läuft. Das finde ich besonders bei dem Rückstand in dem Spiel extrem motivierend und dann möchte man zusätzlich für die Fans nochmal mehr gewinnen."

AM BALL: Wie schwer war es denn für dich, in so ein zusammengewachsenes Team zu kommen? 

"Natürlich ist es im Winter immer ein bisschen schwieriger, weil die Mannschaft sich kennt, schon ein halbes Jahr zusammen gespielt hat oder vielleicht sogar länger. Da hat gerade das Trainingslager gut dazu beigetragen, dass man der Mannschaft noch mal ein Stück näher gekommen ist und die Jungs haben mich super aufgenommen. Es macht echt Bock, mit denen zu trainieren und zu spielen. Mit Malek (Fakhro) habe ich auch schon vorher bei Schwarz-Weiß Essen trainiert und mit Marvin (Lorch) habe ich bei Homberg zusammen gespielt."


Es ist aber ein super Gefühl die Fans im Rücken zu haben, die peitschen einen nochmal nach vorne, auch gerade wenn es dann mal nicht läuft.

Nicolas Hirschberger

AM BALL: Kurz nach deinem Wechsel ging es direkt in die Türkei ins Trainingslager. Wie war es, mit den Jungs sieben Tage auf engstem Raum zu verbringen?

"Das hat definitiv geholfen, die Jungs besser kennenzulernen und mich in die Abläufe einzufinden. Auf dem Platz habe ich verstanden, welche Erwartungen der Trainer an die Spieler hat und wie die Spielidee aussieht. Außerdem tat es sehr gut, Zeit mit den Jungs abseits des Platzes zu verbringen, um mich besser in das Team zu integrieren."

AM BALL: Was war dein schönster Moment im Trainingslager? 

"Als wir das erste Mal auf den Platz durften. Auch der erste Moment, als wir alle am Flughafen mit den Koffern ankamen und man wusste, dass man jetzt sieben Tage unter besten Bedingungen trainieren kann, war ein tolles Gefühl. In den Testspielen haben wir ebenfalls gezeigt, was mit der Mannschaft möglich ist und welche Stärken wir haben. Aber besonders herausragend war definitiv der Karaoke-Abend, bei dem alle Jungs gesungen haben und eine großartige Stimmung war. Das hat die Teamdynamik noch einmal richtig verstärkt."

AM BALL: In deiner Jugend hast du die Nachwuchsleistungszentren von Schalke 04, Rot-Weiß Essen und VfL Bochum durchlaufen. Wie hat dich diese Zeit geprägt?

"In den Nachwuchsleistungszentren wurde in erster Linie auf eine gute Ausbildung Wert gelegt. Hauptsächlich sind mir die Anfänge des Athletiktrainings in Erinnerung geblieben, wo darauf geachtet wurde, dass wir einmal pro Woche Krafttraining machen. Natürlich immer altersgerecht, aber das war schon prägend, da ich das vorher noch nicht kannte. Auch der frühe Übergang zu leistungsorientiertem Training und der Druck dahinter beeinflussen einen in dem Alter. Der Druck begann damit, dass die Spielzeit irgendwann nicht mehr gleichmäßig aufgeteilt wurde, so wie ich das kannte, sondern nach Leistung verteilt wurde. Der Fußball war dann nicht mehr nur Spaß mit dem Ball, sondern der Kopf spielte eine immer größere Rolle. Man musste lernen, mit psychologischen Aspekten umzugehen. Das hat einen stärker gemacht, aber es beschäftigt einen immer wieder, da immer neue Herausforderungen auftauchen. Der Kontakt zu den Profis kam mit dem Alter dazu, und es gab immer wieder neue Aufgaben und Entwicklungen im Kopf. Ich denke, das hat mich persönlich und fußballerisch weiter gebracht. Es bereitet einen auf kommende Herausforderungen vor, doch trotzdem fühlt man sich manchmal unvorbereitet, wenn neue Probleme auftauchen, die vorher noch nie so dagewesen sind. Zusammenfassend würde ich sagen, dass ich mich nicht nur körperlich, sondern auch mental intensiv in dieser Zeit sehr weiterentwickelt habe."

Erzielte im Türkei-Trainingslager im Testspiel gegen Viktoria Köln das 1:0: Nicolas Hirschberger.

AM BALL: In der Saison 2019/2020 hast du bei der SG Wattenscheid 09 gespielt. Die Mannschaft musste den Spielbetrieb noch in der laufenden Saison einstellen. Somit warst du erstmal ohne Verein. Zu dem Zeitpunkt warst du erst 20 Jahre. Wie bist du damit umgegangen?

"Es war wirklich herausfordernd, besonders nach den Jahren in Essen, in denen ich kaum Spielzeit hatte. Bei RWE habe ich in der Saison davor nur neun Minuten Einsatzzeit gehabt, und das auch nur am letzten Spieltag gegen Fortuna Düsseldorf II. Wenn du in einem Jahr so wenig spielst, wird es schwierig, einen neuen Verein zu finden. Glücklicherweise hab ich mit Wattenscheid einen Verein gefunden, der mich fördern wollte. Die Saison haben wir allerdings aufgrund von Geldproblemen bereits mit neun Punkten minus gestartet und mussten somit von Beginn an den Punkten hinterherlaufen. Trotzdem war ich auf einem guten Weg. Als die Mannschaft sich mitten in der Saison abmelden musste, hat mich das schon hart getroffen. Ich erinnere mich noch sehr gut an den Moment, als unser Trainer Peter Neururer in der Kabine sagte: "Es ist vorbei. Wir können alle nach Hause gehen". Die Situation war schon ernüchternd. Ich habe mich versucht fit zu halten und trainierte ein paar Mal bei Ratingen und Schwarz-Weiss Essen. Insgesamt war das ein Rückschlag zu diesem Zeitpunkt und der Winter machte einen Vereinswechsel nicht einfacher. Trotzdem hielt ich mich so gut wie möglich fit und schaute nach Optionen für einen neuen Verein und bin dann später beim VfB Homberg unter Vertrag gekommen."

AM BALL: Welches Spiel deiner bisherigen Karriere ist dir denn am meisten in Erinnerung geblieben? 

"Mein erstes Spiel bei den Herren für Rot-Weiss Essen. Auch wenn die Saison bei Essen für mich mit nur neun Minuten Spielzeit nicht gut gelaufen ist. Ich durfte mein Debüt in der Regionalliga am letzten Spieltag gegen Fortuna Düsseldorf II geben und habe dann direkt nach fünf Minuten mein erstes Tor geschossen. Das bleibt einem schon in Erinnerung."

AM BALL: Wie würdest du deine Stärken auf dem Spielfeld beschreiben?

"Ich würde sagen, dass ich ein positiver Mensch bin, sowohl auf als auch abseits des Platzes. Ich versuche immer positiv zu bleiben und ich glaube, die Eigenschaft ist hilfreich auf dem Spielfeld. Wenn etwas nicht klappt, versuche ich die Jungs wieder aufzubauen und die Situation positiv zu gestalten. Ich kann die Situation auf dem Platz gut analysieren und lösen. Außerdem würde ich sagen, dass meine gute Übersicht, um Situationen zu erkennen wie beispielsweise den Seitenwechsel einzuleiten oder die Abwehr mit einem Pass zu überbrücken, eine Stärke ist."

Wenn etwas nicht klappt, versuche ich die Jungs wieder aufzubauen und die Situation positiv zu gestalten.

Nicolas Hirschberger

AM BALL: Wenn du nicht gerade die Fußballschuhe geschnürt hast, was machst du in deiner Freizeit?

"Fußball bestimmt schon einen Großteil meiner Zeit. Ansonsten verbringe ich viel Zeit mit der Familie, Freunden und meiner Freundin. Ab und zu schmeiße ich zuhause auch mal die Konsole an und zocke ein bisschen. Neben dem Fußball studiere ich auch noch BWL an der Uni in Duisburg und nutze die freie Zeit für die Uni, um Inhalte vorzubereiten und zu lernen."

AM BALL: Wie schaffst du es, Fußball und ein Vollzeitstudium zu vereinen?

"Ob ich in Präsenz vor Ort bin, hängt ganz von den Vorlesungszeiten und unserem Training ab. Durch Corona gibt es zum Glück die meisten Vorlesungsinhalte online, sodass ich dann unabhängig von den Terminen in der Uni alles nachholen kann."

AM BALL: Danke für das Gespräch, Nico!