Offizielle Internetseite 1. FC Bocholt 1900 e. V.
Menü

Foto: Monika Gajdzik

Interview
Dienstag, 21.03.2023 18:07 Uhr

Mergim Fejzullahu: Der Zusammenhalt in der Mannschaft entscheidet

Mergim Fejzullahu wechselte im vergangenen Sommer vom direkten Ligakonkurrenten Alemannia Aachen nach Bocholt. Nachdem er seine gesamte Jugend bei Fortuna Düsseldorf verbracht hatte, spielte er bei namhaften Vereinen wie Eintracht Braunschweig und dem 1. FC Saarbrücken, bevor ihn sein Weg an den Hünting führte. Wir haben uns mit ihm zum Interview getroffen, um mehr über seinen fußballerischen Werdegang zu erfahren.

AM BALL: Wo hast du mit dem Fußball begonnen?
Mergim Fejzullahu: „Da ich in Solingen aufgewachsen bin, habe ich mit dem Fußball bei der TSV Auf der Höhe in Solingen begonnen. Danach bin ich zu Fortuna Düsseldorf ins Nachwuchsleistungszentrum gewechselt.“

AM BALL: Du hast dann viele Jahre im NLZ von Fortuna Düsseldorf gespielt.
„Die Zeit bei Fortuna Düsseldorf war rückblickend richtig super. Vor allem, wenn man gerade erst mit Fußball angefangen hat und noch nicht so viel Verständnis hat, lernt man viele neue Sachen und den Fußball direkt von einer ganz anderen Seite kennen. In der Jugend bei Düsseldorf wurde ich von allen Trainern, die ich hatte, und vom Verein sehr gefördert. Ich habe da auch gegen einige Jungs gespielt, die heute Bundesliga-Profis sind, das ist schon ganz cool. Einer meiner Teamkollegen aus der Jugend in Düsseldorf, Munas Debut, spielt derzeit zum Beispiel bei der TSG Hoffenheim.“

AM BALL: Hast du schon immer im offensiven Mittelfeld gespielt oder hast du in der Jugend auch auf anderen Positionen agiert?
„Ja, ich habe schon immer in der Offensive gespielt. In der U16 und U17 habe ich eine Zeit lang auch mal als Stürmer gespielt, aber meistens habe ich im offensiven Mittelfeld gespielt. Das ist auch die Position, auf der ich mich am wohlsten fühle.“

AM BALL: Wo siehst du deine persönlichen Stärken auf dem Feld?
„Ich würde sagen, auf der 10er-Position habe ich meine Stärken in den Pässen, die für Torvorlagen gut sind, aber natürlich habe ich auch meine Qualitäten im Torabschluss. Ich schieße ja auch selber regelmäßig Tore. Ich weiß genau, wo das Tor steht und durch meine technischen Fähigkeiten suche ich dann in einigen Situationen auch den Abschluss, anstatt nochmal den Querpass zu spielen. Ich habe in meiner Karriere schon einige schöne Tore geschossen und meistens gelingen mir eher die schwierigeren Treffer als die einfachen 'klaren' Dinger.“

Ich finde es schon schön, für Vereine zu spielen, die eine Geschichte haben.

Mergim Fejzullahu

AM BALL: Deine Vita beinhaltet einige klangvolle Vereinsnamen. Den Sprung zu den Senioren hast du aber bei Fortuna Düsseldorf gemacht. Zuvor hast du in der U19-Bundesliga Tore wie am Fließband erzielt. Warum hat es am Ende doch nicht für ganz oben gereicht?
„Ab der U16 bis zur U23 wurde ich immer wieder in die höheren Mannschaften geholt. Als Maik Büskens noch Trainer bei Fortuna war, hatte ich auch schon einen Profivertrag auf dem Tisch, aber leider wurde es nichts mit der Unterschrift. Ich habe zu der Zeit erstmal nur in der ersten Mannschaft trainiert und in der zweiten Mannschaft gespielt. Ich weiß noch ganz genau, dass wir samstags ein Spiel in Essen hatten und am Montag sollte ich den Vertrag unterschreiben. Dann habe ich mir aber in der Partie gegen Essen mein Wadenbein gebrochen, woraufhin Fortuna gesagt hat, dass der Vertrag wenig Sinn mache, da sie ja nicht wüssten, wann ich wieder fit werde. So hat letztlich jemand anderes den Vertrag bekommen. Damals gab es auch noch so genannte ‘Local Player Verträge’, für die man - wenn ich es richtig in Erinnerung habe - drei oder mehr Jahre im Verein spielen musste, um diese zu bekommen. Solch einen hatte Düsseldorf mir angeboten, da ich ja meine gesamte Jugend bei Fortuna gekickt hatte.“

AM BALL: Ist es dir wichtig, für Traditionsvereine zu spielen?
„Ich muss sagen, es ist kein Ausschlusskriterium, aber ich finde es schon schön, für Vereine zu spielen, die eine Geschichte haben. Für mich zeigt ein Traditionsverein gefestigte Strukturen und ich finde, dass so ein Verein ein familiäres Umfeld ausstrahlt, wo ich mich einfach wohl fühle. Ich finde, es ist einfach etwas Besonderes, bei einem Traditionsverein zu spielen.“

AM BALL: Was war dein sportlicher Höhepunkt in deiner Karriere?
„Das war sicherlich das Spiel mit Eintracht Braunschweig im DFB-Pokal 2018/2019 in der ersten Runde gegen Hertha BSC Berlin. Ich wurde eingewechselt und habe dann auch direkt gegen Rune Jarstein das 1:1 geschossen. Am Ende haben wir aber leider 1:2 verloren.“

Foto: Monika Gajdzik

AM BALL: Einige Jahre hast du auch bei unserem letzten Gegner, Alemannia Aachen, gespielt. Wie war es für dich, zu deiner alten Wirkungsstätte zurückzukehren?
„Genau, nachdem ich wie erwähnt bei Fortuna Düsseldorf keinen Vertrag bekommen hatte, bin ich zu Alemannia Aachen gewechselt. Da ich mir damals bereits zum zweiten Mal das Wadenbein gebrochen hatte, war es wirklich schwierig, einen neuen Verein zu finden. Aber die Aachener, die damals noch in der 2. Bundesliga spielten, haben mir dann ein Angebot gemacht. Ich wollte dann auch unbedingt zur Alemannia wechseln. Rückblickend betrachtet war dies eine der besten Entscheidungen meiner Laufbahn. Denn ich habe mich in Aachen sehr wohl gefühlt und habe dort auch viele Freunde gefunden, mit denen ich auch heute immer noch viel Kontakt habe. Allgemein war das Umfeld in Aachen sehr familiär und ich habe noch gute Kontakte dahin. Das Spiel in Aachen war für mich dementsprechend sehr besonders, da ich dort sowohl fußballerisch als auch persönlich meine beste Zeit hatte. Das war für mich auch das erste Mal, mit einem anderen Verein auf dem Tivoli zu spielen. Das bedeutete zugleich, erstmals die vielen Aachener Fans nicht auf meiner Seite zu haben. (lacht)" 

AM BALL: Beim 1. FC Bocholt geht es in dieser Saison ausschließlich um den Klassenerhalt. Was wird am Ende entscheidend sein, damit ihr die Liga haltet?
 „In meiner Karriere habe ich bisher nur einmal in der Jugend mit Fortuna Düsseldorf unten drin gestanden, aber auch da ging es nicht so stark gegen den Abstieg. Das ist für mich eine neue Situation und eine andere Herangehensweise, aber wir meistern das als Mannschaft wie ich finde echt gut. Ich denke, am Ende wird der Zusammenhalt in der Mannschaft und der Glaube an den Klassenerhalt entscheidend sein. Wir haben eine fußballerisch gute Mannschaft, das weiß ich nicht nur aus dem Training, sondern auch, weil ich früher schon gegen einige jetzige Teamkollegen gespielt habe. Daher bin ich sehr optimistisch, was den Ligaverbleib angeht. “

AM BALL: Glaubst du, dass auch der Faktor “Stimmung” im Team entscheidend sein wird?
„Ja. Und die Stimmung ist bei uns aktuell sehr gut. Wir haben ja in den letzten Spielen auch sehr ordentlich gespielt und einige Punkte geholt, so dass wir da ganz gut eingestimmt sind.“

AM BALL: In den nächsten Wochen stehen ja noch einige weitere spannende Spiele an. Worauf freust du dich da am meisten?
„Vor allem auf Preußen Münster. Ich sag immer, man muss sich gegen die besten messen. Und Münster ist derzeit eben Tabellenführer und somit die beste Mannschaft der Liga. Ich denke, das wird ein spannendes Spiel vor einer tollen Kulisse, auf die ich mich sehr freue.“

AM BALL: Und abschließend: Was machst du gern, wenn du mal nicht auf dem Fußballplatz stehst?
„Wenn ich gerade mal nicht auf dem Platz stehe, verbringe ich sehr viel Zeit mit meiner Familie und meiner Frau.“

Vielen Dank für das Interview, Mergim Fejzullahu!