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Interview
Montag, 14.02.2022 16:46 Uhr | Benjamin Kappelhoff

Ludger Triphaus im Interview zum Stadionumbau

Die Modernisierung der Gigaset-Arena am Hünting wird nur dann von der Stadt mit 225.000 Euro bezuschusst, wenn der Aufstieg in die Fußball-Regionalliga gelingt. Welche Probleme sich dadurch für den Verein ergeben und was dieser nun zu tun gedenkt, verrät Präsident Ludger Triphaus im BBV-Interview.

Herr Triphaus, wie groß ist die Enttäuschung nach dem Ratsbeschluss in dieser Woche?
Ludger Triphaus: Die Enttäuschung ist natürlich riesengroß, auch bei den Mitgliedern. Das merkt man auch bei den Anrufen, die ich bekomme, und in den vielen WhatsApp-Nachrichten.

Sie hatten vor der Ratssitzung alle Fraktionen angeschrieben und darauf hingewiesen, dass im Aufstiegsfall ein Umbau nach der Saison zu spät kommt. Genützt hat es nichts.
Triphaus: Wenn ich ehrlich bin, habe ich auch nicht viel erwartet, von daher hält sich die Enttäuschung diesbezüglich in Grenzen. Überrascht hat mich aber, dass sich bis auf Dieter Hübers von der Stadtpartei und Frank Büning von Die Linke niemand mehr gemeldet hat, obwohl am Montagabend ja in der Regel die Fraktionssitzungen sind.

Wie geht es jetzt weiter?
Triphaus: Wenn es uns nicht gelingt, die 225.000 Euro durch Vereinsaktivitäten zu kompensieren, weiß ich nicht, wer bis zum 31. März, wenn die Lizenzunterlagen eingereicht werden müssen, unterschreiben soll, dass wir in der nächsten Saison ein regionalligataugliches Stadion haben. Gesetzt den Fall, wir steigen auf, bekommt man den Umbau bis zur neuen Saison nicht hin. Der Aufsteiger steht wahrscheinlich Ende Mai, Anfang Juni fest. Am 15. Juni findet am Hünting das Open-Air statt – da kann man vorher nicht buddeln. Ende Juli beginnt aber schon die neue Regionalliga-Saison. Da ist der Umbau in der kurzen Zeit gar nicht zu machen. Der Verband macht aber keine Ausnahmen. Wer die Regionalligatauglichkeit nicht garantieren kann, bekommt keine Lizenz.



Wir müssen am Ziel festhalten und weitergehen. Aus dem Frust heraus müssen wir Handlungsstärke erzielen.

Ludger Triphaus, Präsident des 1. FC Bocholt

Sie könnten doch für die Bauarbeiten während der Hinrunde in ein anderes Stadion umziehen.
Triphaus: Das ist aber nicht so einfach. Denn auch das muss ja regionalligatauglich sein, und es wird auch etwas kosten. Wo finden Sie hier das nächste Stadion, das diese Anforderungen erfüllt? Vielleicht in Essen oder Oberhausen. Dahin könnte man etwa im Falle eines Hochsicherheitsrisikospiels mal ausweichen, aber für eine ganze Hinrunde? Da bildet sich keine Fanszene und es fühlt sich fremd an, das sieht man doch derzeit beim KFC Uerdingen, der in Velbert spielt.

Werden Sie dann überhaupt eine Regionalliga-Lizenz beantragen?
Triphaus: Wir können ja gar nicht anders. Alles, was wir in den vergangenen Jahren aufgebaut haben, ist ja nicht vom Himmel gefallen. Dahinter steckt viel Arbeit mit dem Ziel Regionalliga-Aufstieg. Jetzt können wir doch nicht auf halber Strecke einen Rückzieher machen, sonst könnten wir die Mannschaft ja gleich abmelden. Das wollen wir nicht. Wir haben ein Topteam, Toptrainer und eine top Sportliche Leitung. Das schmeißen wir nicht einfach weg.

Was also tun?
Triphaus: Wir müssen am Ziel festhalten und weitergehen. Aus dem Frust heraus müssen wir Handlungsstärke erzielen. Es gilt jetzt, Unternehmen zu finden, die bereit sind, sich zu engagieren. Dahingehend haben wir auch schon ein bisschen vorgearbeitet. Wir sind von der einen Seite im Stich gelassen worden, aber das Positive ist, dass sich andere Personen sehr engagieren. Dafür sind wir sehr dankbar. Ich werde mich sehr dafür einsetzen, dass wir den einen oder anderen Sponsoren finden, mit deren Hilfe wir die baulichen Voraussetzungen für die Regionalliga erschaffen. Positive Signale hat es gegeben.

Was werden Sie noch tun?
Triphaus: Wir werden auch einen Wirtschaftsbeirat gründen, um wirtschaftlich starke Bocholter Unternehmen mit dem 1. FC Bocholt zu verzahnen. Wir brauchen einfach das wirtschaftliche Know-how. Der Gedanke ist nicht ganz neu, wurde aber bislang noch nicht umgesetzt.

Haben Sie das Gefühl, dass die Regionalliga vonseiten der Stadt gewollt ist?
Triphaus: Ob die Regionalliga gewollt ist oder nicht, entscheidet nicht der Stadtrat, sondern letzten Endes die Unternehmen mit dem Verein. Die geben das Geld, damit der Verein eine attraktive Mannschaft und ein gutes Trainerteam zusammenstellen kann. Da sind wir auf einem guten Weg. Im Dezember sind 500 Zuschauer zum Spiel gegen den SC Velbert gekommen, vor einem Jahr wären es wahrscheinlich 100 gewesen; es ist etwas gewachsen. Von daher sehe ich da keine Abhängigkeit von der Stadt, auch wenn es natürlich angenehmer ist, wenn es große Unterstützung aus der Politik gibt und diese in Sachen Rahmenbedingungen sicher eine Rolle spielt. Aber die Entscheidung, ob Regionalliga gespielt wird oder nicht, die trifft in keiner Stadt der Rat.

Das Interview wurde von Björn Brinkmann geführt und am 12.02. im Bocholter Borkener Volksblatt abgedruckt.