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Interview
Freitag, 25.08.2023 17:00 Uhr

Jan Holldack: Die Ziele haben mich zum Wechsel bewegt

Jan Holldack wechselte im Sommer von Rot Weiss Ahlen an den Hünting. In seiner bisherigen Karriere hat er einiges erlebt. Nach seiner Zeit in der Jugend des 1. FC Köln entschied er sich, den Schritt nach England zu wagen und dort Erfahrungen zu sammeln. Wir haben uns mit ihm zum Interview getroffen, um über seine bisherigen Erfolge, seine Erfahrungen beim FC Brentford und seinen neuen Club 1. FC Bocholt zu sprechen.

AM BALL: Du bist zur dieser Saison von Rot Weiss Ahlen zum 1. FC Bocholt gewechselt. Wie hast du dich bisher in Bocholt eingelebt?
Jan Holldack: "Die Mannschaft hat mich sehr gut aufgenommen. Wir sind viele neue Spieler, das macht es dann auch einfacher, sich einzuleben. Aber auch die Jungs, die schon länger dabei sind, haben mich gut integriert. Wir verstehen uns alle super und haben ein gutes Mannschaftsklima, sowohl auf als auch neben dem Platz, entwickelt."

AM BALL: Gegen die U21 des 1. FC Köln gab es die bisher einzige Niederlage der Saison. Was hat euch deiner Meinung nach bei Köln II gefehlt?
"In erster Linie können wir daraus lernen und ein Stück cleverer werden. Wenn wir merken, dass wir nicht gewinnen können, dann sollten wir versuchen, die Null zu halten. Am Ende wird jeder Punkt wichtig sein. Hinten raus haben wir dann das Zentrum etwas zu sehr aufgemacht, sodass Köln Torchancen entwickeln konnte und den Siegtreffer erzielte."


Wir haben ein gutes Mannschaftsklima, sowohl auf als auch neben dem Platz, entwickelt.

Jan Holldack

AM BALL: Du bist in der Jugend vom FC Hennef 05 zum 1. FC Köln gewechselt und hast dort deine gesamte Jugend verbracht. Was konntest du aus dieser Zeit für dich persönlich und fußballerisch mitnehmen?
"Ich habe beim 1. FC Köln viel gelernt und habe dem FC auch viel zu verdanken. Ich bin dadurch in die Junioren-Nationalmannschaft gekommen. Ich durfte in der U17 bei dem älteren Jahrgang in der B-Jugend Bundesliga West spielen. Mit der sind wir auch Deutscher Meister geworden. Das war in so jungen Jahren eine großer Erfolg. Ich habe dort sehr viele schöne Erfahrungen gesammelt und auch Leute kennengelernt, mit denen ich heute immer noch Kontakt habe. Die Zeit im Nachwuchsleistungszentrum hat mich schon sehr geprägt. Dort lernt man nicht nur fußballerisch viel, sondern entwickelt sich auch persönlich sehr weiter."

AM BALL: Hast du schon immer auf deiner derzeitigen Position im zentralen Mittelfeld gespielt?
"Eigentlich bin ich gelernter Innenverteidiger und auch Außenverteidiger. In Hennef habe ich im zentralen Mittelfeld auf der Sechser-Position angefangen. Als ich dann nach Köln gekommen bin, hat sich unser Innenverteidiger verletzt. Dann hat der Trainer mich auf die Position gestellt und ich habe das da wohl ganz gut gemacht, dass ich dann mehr als zwei Jahre als Innenverteidiger gespielt habe. Ich bin auch als Innenverteidiger für die Nationalmannschaft nominiert worden. Bis ich dann nach England gewechselt bin, habe ich diese Position gespielt. Beim FC Brentford durfte ich dann wieder auf der Sechser-Position spielen. Wobei ich dort auch ab und zu schon mal auf der Außenposition oder auch im Sturm spielen durfte. Ich habe eigentlich alle Positionen ausprobiert, aber im zentralen Mittelfeld fühle ich mich am wohlsten."

AM BALL: Du sagst es: Du bist in jungen Jahren nach England zum FC Brentford gewechselt und hast in London gelebt. Wie ist es zu dieser Entscheidung gekommen?
"Ich wollte unbedingt im Profibereich Fuß fassen. Beim 1. FC Köln gab es für mich nicht die Chance, im Profikader einen Platz zu bekommen. Das Angebot beim FC zu bleiben, galt nur für die U21-Mannschaft und dann, wenn es möglich ist, bei den Profis zu trainieren. Ich hatte ein Gespräch mit dem damaligen Trainer Peter Stöger, der meinte, dass vorerst niemand von den jungen Spielern einen Platz in der Lizenzmannschaft bekommt. Wir sollten nach der U19 alle erst einmal Erfahrungen im Herrenbereich durch die U21 Mannschaft sammeln und dann wollte man schauen, wohin der Weg führt. Ich wollte damals nicht warten und unbedingt in einer Profimannschaft meine Erfahrungen sammeln. Dadurch habe ich dann den Schritt nach England zum FC Brentford gewagt. Dort war ich dann Teil der ersten Mannschaft. Ich durfte im EFL-Cup spielen und im ersten Spiel der Meisterschaft habe ich auf der Bank gesessen. Schlussendlich habe ich dort dann aber durch interne Entscheidungen des Trainerteams und der fehlenden Erfahrung im Herrenbereich keine Spielzeit bekommen. Daher habe ich mich wieder nach Deutschland, nach Wuppertal, ausleihen lassen, um trotzdem meine Spielminuten zu sammeln. Nach zwei Jahren in England habe ich dann ein Angebot von KFC Uerdingen bekommen, welches mir mehr Spielzeit eingebracht hat und auch besser mit meinen Zielen übereinstimmte. Die Zeit in England war schön, aber in so jungen Jahren allein im Ausland auch nicht einfach. Dennoch muss ich sagen, dass ich mich durch diese Erfahrung sowohl persönlich als auch fußballerisch sehr weiterentwickelt habe."


AM BALL: Welche Unterschiede gab es für dich in England im Training im Vergleich zum 1. FC Köln?
"Da gab es große Unterschiede. Wir haben mit Brentford in der zweiten englischen Liga gespielt. Vor dem Training waren bereits Laptops aufgestellt, auf denen wir uns unser Training des Vortages anschauen und analysieren konnten. Wir hatten einen großen Kraftraum und GPS-Tracker, die jedes Training aufgezeichnet haben. Die Intensität des Training war aber geringer, wir haben weniger trainiert. Das lag daran, dass wir mehr Spiele hatten. Wir waren 24 Mannschaften in der Liga, da hatten wir alle vier Tage ein Spiel, somit wurde dann weniger trainiert. Die Trainingszeit war kürzer als in Deutschland, dafür war der Inhalt des Trainings aber intensiver."

AM BALL: Was war dein schönstes Erlebnis in deiner Zeit beim FC Brentford?
"Mein erstes Jahr in der U21 beim FC Brentford. Ich durfte nach meiner Zeit als Innenverteidiger wieder auf der Sechser-Position spielen und habe dort 20 Tore geschossen. Auch das Drumherum, die Mannschaft und das Leben in London waren cool. Außerdem war mein Einsatz im EFL-Cup ein Highlight in dieser Zeit."

AM BALL: Du warst Teil des KFC Uerdingen-Teams, das in der Saison 17/18 den Aufstieg in die 3. Liga geschafft hat. Welche Erinnerungen hast du an diese Zeit?
"Wir haben in der Saison die Liga dominiert, aber nicht jedes Spiel. Viele Spiele haben wir auch erst in den letzten 10 Minuten entschieden. Wir haben auf Fehler der anderen Mannschaft gewartet und diese dann ausgenutzt und wurden am Ende mit der Meisterschaft belohnt. In der Saison haben wir glaube ich nur zwei Spiele verloren und waren somit die effektivste Mannschaft."

Die Philosophie und die Ziele haben mich zum Wechsel bewegt.

Jan Holldack

AM BALL: Nachdem ihr mit Uerdingen die Meisterschaft gewonnen habt, musstet ihr noch gegen den SV Waldhof Mannheim um den Aufstieg spielen. Das Spiel war auch durch die riesige Zuschauerkulisse geprägt. Was war das für ein Gefühl, dort auf dem Platz zu stehen und dann den Sieg zu holen?
"Das war eine absolut schöne Erfahrung. Bei beiden Spielen waren mindestens 20.000 Fans da. Das ist schon ein einmaliges Erlebnis. Die Stimmung im Stadion war super. Das war ein Gefühl wie im Pokalspiel, da geht es einfach um alles. Dann haben wir das Spiel gewonnen, das war schon unbeschreiblich. Es hat sich, nachdem wir die Meisterschaft gewonnen hatten, angefühlt als ob wir jetzt noch den Pokal geholt hätten, aber es war einfach der Aufstieg in die dritte Liga."

AM BALL: Wie groß war der fußballerische Unterschied für dich von der Regionalliga zur dritten Liga?
"Da gibt es schon ein paar Differenzen. Dort werden weniger Fehler im Spiel gemacht, es wird auch etwas dreckiger und cleverer gespielt. Die Spieler dort sind nicht so naiv, da es schon erfahrene Fußballer sind und man dort ja auch wenige U23 Teams hat. Das geht dann nochmal mehr in den Männerfußball. Ich würde aber auch sagen, dass vom fußballerischen Spiel die ersten fünf bis sechs Mannschaften der Regionalliga West auch in der dritten Liga bestehen können, um das von den Leistungen etwas einzuordnen. Da hat man meistens noch zwei oder drei Mannschaften, die dann oben um die Meisterschaft für die zweite Liga spielen. Im Großen und Ganzen sind das aber keine großen Unterschiede zwischen beiden Ligen."

AM BALL: Im Sommer hast du dich für den Wechsel nach Bocholt entschieden. Wie ist es dazu gekommen?
"Christopher Schorch hat recht zeitnah bei mir angerufen und nachgefragt, was meine Pläne für den Sommer sind, da mein Vertrag bei Rot Weiss Ahlen auslief. Nach den Gesprächen mit Christopher und Dietmar Hirsch habe ich mich dann auch schnell für den 1. FC Bocholt entschieden. Die Philosophie und die Ziele haben mich voll überzeugt und stimmen mit meinen überein, da fiel mir die Entscheidung wirklich leicht."


Mit der Mannschaft haben wir uns das Ziel gesetzt, so schnell wie möglich die 40 Punkte zu holen und damit den Klassenerhalt sicherzustellen.

Jan Holldack

AM BALL: Welche Stärken siehst du bei dir, die du besonders in deinem Spiel beim 1. FC Bocholt einbringen kannst?
"Ich sehe meine Stärken vor allem im Umschaltspiel. Ich habe ein sehr gutes Auge für meine Mitspieler und brauche nicht viele Kontakte, um den schnellen Pass in die Tiefe zu spielen. Mein Abschluss aus der zweiten Reihe zähle ich ebenfalls zu meinen Stärken."

AM BALL: Welches Ziel hast du dir persönlich und ihr euch als Mannschaft für diese Saison gesetzt?
"Mit der Mannschaft haben wir uns das Ziel gesetzt, so schnell wie möglich die 40 Punkte zu holen und damit den Klassenerhalt sicherzustellen. Und alles, was dann noch kommt, ist für uns ein Bonus. 
Mein persönliches Ziel ist es, mich von Saison zu Saison zu steigern und so viele Tore und Vorlagen wie möglich zu erzielen. Dabei setzte ich mir das Ziel, mehr als in der Vorsaison zu erzielen."

AM BALL: Womit vertreibst du dir deine Freizeit abseits vom Fußball?
"Ich verbringe viel Zeit mit meiner Freundin. Wir gehen gerne etwas essen oder verbringen gerne einen Tag in Enschede zusammen. Fußball spielt auch in meiner Freizeit eine große Rolle. Ich schaue dann auch gerne Fußball mit meiner Freundin zusammen, sie ist da zum Glück auch sehr begeistert."

AM BALL: Vielen Dank für das Gespräch, Jan!